Workshops
1. Empowerment von POC-Jugendlichen
Danilo Starosta (Kulturbüro Sachsen)
Seit 2012 treffen sich Dresdner Jugendliche, die über den an sie herangetragenen Migrationshintergrund nachdenken, darüber streiten und die Reflexionen in der Gruppe darüber kreativ bearbeiten. Ein Ergebnis ihrer wöchentlichen Treffen ist der Dokfilm: "Wenn wir reden...", der 2014 in Dresden Premiere feiern durfte.
Inzwischen ist viel passiert. Die Gruppe entwickelt sich in verschiedene Richtungen. Einige Jugendliche der Gruppe wurden von Pegida-Teilnehmern angegriffen. Es gibt neue Pläne.
Reflexionen, Planungen zum Projekt und logistische Unterstützungen sind aus Sicht der Jugendlichen und Unterstützer_innen der Gruppe (Kulturbüro Sachsen e.V.; Dritte Etage Filmproduktion) notwendiges und gegenseitiges Empowerment.
Im Workshop wird die Arbeit der erwachsenen Begleiter_innen nachgezeichnet und bietet sich so für Kritik und Nachfragen an. Er ist offen für alle.
2. Rechtsextremismusprävention mit den kreativen Mitteln des dialogischen Theaters - Thema Männlichkeiten in Haftanstalten
Ricarda Milke (Miteinander e.V.) & Till Baumann (Miteinander e.V./TheaterDialog, angefragt)
Der Workshop gibt Einblicke in die theaterpädagogische Workshoparbeit zum Thema Männlichkeiten im Jugendstrafvollzug. Wir werden von unseren bisherigen Projekterfahrungen mit Forumtheater im Strafvollzug berichten. Zudem bekommen die Teilnehmenden die Möglichkeit, einzelne Sequenzen und Ü;bungen, mit denen wir im Strafvollzug arbeiten, selbst praktisch zu erleben.
Forumtheater ist Teil des Theaters der Unterdrückten, das vom brasilianischen Theatermacher Augusto Boal begründet wurde. Nach Boals Worten kann Theater im Gefängnis Freiräume schaffen, in denen Menschen ihre Erinnerungen und Gefühle, ihre Vorstellungskraft, ihre Gedanken über die Vergangenheit und die Gegenwart befreien und in denen sie ihre Zukunft erfinden können, anstatt auf sie zu warten. Diese Freiräume können zum Experimentierraum werden, in dem Fragen aufgeworfen und Antworten erspielt werden und Impulse für das reale Leben gegeben werden können.
3. Stärkung und Ausbau von Alternativen - Erfahrungen, Bewährtes und Neues aus der Beratungsarbeit
Bianca Klose & Matthias Müller (Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin)
Jahrelange Erfahrungen in integrierten Handlungsstrategien zur Rechtsextremismus-Prävention sowie -Intervention zeigen, dass das Rad nicht immer wieder neu erfunden werden muss. Zwar ändern sich Arbeitsbedingungen der beteiligten Akteur_innen und deren Herausforderungen, doch bieten die erarbeiteten Standards und bewährten Strategien im Feld einen Handlungsrahmen.
In dem Workshop soll anhand der Erfahrungen der MBR in den Bereichen der Jugendarbeit, der Beratung von kommunaler Politik und Verwaltungen sowie von Verbänden und Initiativen aufgezeigt werden, welche Handlungsstrategien erprobt und wirksam sind, wo Weiterentwicklungen notwendig sind, um sich auf veränderte rechtsextreme Akteur_innen einzustellen und welchen Herausforderungen es noch zu begegnen gilt.
4. Rechts gegen Queer? Queer gegen Rechts!
Benjamin Kinkel (SchLAu NRW)
Die Warnungen vor einer traumatisierenden "Frühsexualisierung" in der Schule oder einer "homosexuellen Umerziehung" durch LGBTQI*-Aufklärungsprojekte finden zunehmend massenmediale Aufmerksamkeit. Rechtskonservativen Kreisen gelingt in letzter Zeit eine wirkmächtige Verunsicherung und Mobilisierung gegen queere und nicht-normative Lebensweisen in breiten Kreisen der Gesellschaft. Den Bemühungen um Retraditionalisierung steht eine Pädagogik der Vielfalt gegenüber, die sexuelle und geschlechtliche Vielfalt zur Kenntnis nimmt, wertschätzt und subjektorientiert unterstützt. Eine Sensibilisierung für dynamische Geschlechterkonzepte und identitätsübergreifende Vielfaltskompetenz kommt dabei allen Kindern und Jugendlichen zugute, da sie von dem Druck entlastet, eindeutig "männlich", "weiblich", "hetero", "schwul" oder "lesbisch" sein zu müssen. Auf dieser Ebene entfaltet die geschlechterreflektierende Arbeit von SchLAu eine präventive Wirkung gegen rechtskonservative Entwürfe von Geschlecht und Sexualität.
Im Workshop werden das pädagogische SchLAu-Konzept vorgestellt, die politischen, psychischen und pädagogischen Auswirkungen der rechten Anfeindungen dargestellt und eigene Reaktionen damit zur Diskussion gestellt.
5. Diskriminierendes Verhalten als Suche nach Handlungsfähigkeit?
Katharina Debus & Vivien Laumann (Dissens - Institut für Bildung und Forschung)
Auf diskriminierendes Verhalten wird in der Pädagogik, wenn nicht durch Wegsehen, dann häufig durch Aufklärung und/oder Grenzsetzungen reagiert. Beides ist sinnvoll bzw. notwendig, reicht aber häufig nicht aus, nämlich dann, wenn es bei diesen Verhaltensweisen nicht in erster Linie um einen Mangel an Wissen oder Problembewusstsein geht.
Die Kritische Psychologie beschäftigt sich in diesem Zusammenhang mit der subjektiven Funktionalität diskriminierenden Verhaltens. Dieses Verhalten kann in dem Versuch begründet sein, Handlungsfähigkeit unter gesellschaftlichen Bedingungen (Kapitalismus, Sexismus, Hetero-/Cis-Sexismus, Rassismus, Ableismus, Klassismus etc.) herzustellen, die in vielerlei Hinsicht ohnmächtig machen, Handlungsspielräume einschränken und/oder überfordern.
Andererseits gibt es Ressourcen, die es trotz dieser Bedingungen ermöglichen, sich nicht- bzw. anti-diskriminierend zu verhalten. Eine besondere Herausforderung des Ansatzes ist es, diskriminierendes Verhalten nicht zu entschuldigen, Täter_innen nicht zu Opfern zu machen und dennoch präventiv Alternativen zur Funktionalität diskriminierender Verhaltensweisen zu erarbeiten und Ressourcen nicht-diskriminierenden Handelns zu stärken.
Im Workshop werden wir nach einem einführenden Input gemeinsam und in Arbeitsgruppen an einem Praxistransfer des vorgeschlagenen Analyse-Ansatzes arbeiten.
6. Handlungsdilemmata in der geschlechterreflektierten Pädagogik
Michaela Köttig (Frankfurt University of Applied Sciences)
Ich möchte Jugendliche stärken, sie unterstützen, sie ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten erkennen lassen und darin empowern, sich gesellschaftlich einzumischen.
Ja, aber... gilt dies auch im Bereich Rechtsextremismus so uneingeschränkt? Ergibt sich hier nicht ein Dilemma, das darin besteht, Jugendliche einerseits zu stärken und auf der anderen Seite damit möglicherweise auch zu erreichen, dass sie die neu gewonnenen Kräfte für die Umsetzung ihrer ideologischen Ziele und in die Ausgrenzung und Diskriminierung von Anderen einsetzen?!
Im Rahmen dieses Workshops sollen unterschiedliche Dilemmata im Arbeitsfeld geschlechterreflektierte Rechtsextremismusprävention erarbeitet und daran anschließend Ü;berlegungen angestellt werden, wie dem begegnet werden kann.
Info
Zeit und Ort: 9. Oktober 2015, 9:30-17:30 Uhr
Werkstatt der Kulturen, Wissmannstr. 32, 12049 Berlin-Neukölln, U-Hermannplatz
Anmeldung: bis 31. August 2015: tagung@dissens.de (Vor- und Nachname, Institution/Organisation/Tätigkeit, vegetarisch/vegan/Sonstiges, sonstige Wünsche)
Teilnahmegebühr: beträgt € 10-20,- (Selbsteinschätzung) und muss im Vorfeld überwiesen werden an:
Dissens e.V.
IBAN: DE83 100 205 000 003 061 535
BIC: BFSWDE33BER (Bank für Sozialwirtschaft)
Verwendungszweck: Konferenz
Veranstaltet von: Dissens - Institut für Bildung und Forschung e.V., Tel.: 030 - 54 98 75-30